Tiefseeschlüssel mit Glitzer


Der Dachs und das Meer


Es war einmal ein kleiner Dachs, der sonnte sich mit Mama-Dachs am Strand. Mama-Dachs hatte sich mit Sonnencreme eingerieben und sah aus wie ein glibberiger Grottenolm. Der umherfliegende Sand hatte ihr zusätzlich das Gesicht paniert, was sie in einen glibberigen Grottenolm mit Raufasertapetenantlitz verwandelte, perspektivisch einen mit so genannter Mallorca-Akne (sobald sich Sonnencreme, Sand und verbruzzelte Poren mit Hilfe einer Sonnenallergie in hässliche Entzündungsherde verwandeln).  

Jedenfalls war dem kleinen Dachs langweilig und er begann unter seinem dichten grauen Fell zu schwitzen. "Einmal im Meer baden" dachte der Dachs, und obgleich ihn  Mama-Dachs davor gewarnt hatte, konnte er fortan dem Gedanken nicht mehr widerstehen. Klar, zuweilen dachte er an die fiesen fickerigen Fische, vor denen Mama-Dachs gewarnt hatte und an die quadratischen Querulantenquallen, die ihn zu Tode meckern würden, aber all das hielt den Dachs nicht davon ab, vorsichtig seine Pfote in eine heranrollende winzige Welle zu halten. Die Welle brach und spülte eine nussgroße Menge Schaum auf des Dachses Pfote. Von diesem Phänomen begeistert tappste der kleine Dachs etwas weiter durch den weichen Sand Richtung Wasser. Vorsichtig blickte er sich um, doch Mama-Dachs schien nichts zu merken. Sie hatte eine weiße Mullwindel über ihren Augen platziert um sich vor weiteren Rötungen und Netzhautreizungen durch das Sonnencreme-Sandgemisch zu schützen. Der Dachs wagte noch einen Schritt. Das kühle Wasser floss sanft um seine Beine und schien ihn mit sanftem Sog weiter in das Meer einzuladen.  

Eine Qualle, die sich als leere Sprite-Flasche verkleidet hatte, schwamm herbei und sprach: "Dachs, komm rein, unter dem Meer gibt es viel zu entdecken". Der Dachs drückte sehnsüchtig seine Pfoten in den nassen Sand, während er sich vorstellte, wie es wäre, tief unter dem Meer einen Dachsprinzen oder eine Dachsprinzessin kennenzulernen, der oder die - in Glitzerlaken gehüllt - mit ihm durch den algigen Schlossgarten flanieren würde. 

Es blieb bei dem Traum, da Mama Dachs nun erwachte und den Picknickkorb samt kleinem dicken Dachs einpackte um ins öde nach Hause zu gehen. "Das ist kein Meer sondern ein See" sagte sie noch in guter alter Spielverderbermanier auf dem Weg Richtung Mülleimer. 

Warum erzähle ich das? Ich weiß es auch nicht. Ich glaube, ich habe keine Lust über meine wahren Probleme zu sprechen. Hab' Unter-Wasser-Glitzer gebastelt. Schön, wa?


Du fragst Dich, wo Du hier gelandet bist? Zu Recht. Aber es könnte der Beginn einer langen Kunsttherapie mit dem Dachs werden.

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