Warum schlafen nach Lust und Laune so wichtig ist für Dachskünstler.....


Viele Wege führen in die Schlafstörung. 


Einige davon beschreiten wir selbst. So schlafen sehr viele berufstätige Dachse in Industriestaaten heute chronisch zu wenig, gehen zu spät schlafen und stehen auf, wenn die innere Uhr noch nicht bereit ist dazu. Dann wieder möchte man Schlaf zur falschen Zeit erzwingen, weil man am Morgen fit sein muss für das Dachsmeeting, weil der 18-Stunden-Flug sonst allzu quälend wäre oder weil man an drei Festivaltagen alles mitbekommen will.

Nur – funktioniert das? Können wir Schlaf wie Geld auf ein Konto legen und abheben, wann wir wollen? Und was, wenn wir ins Dispo geraten? Die Wissenschaft hat diese Fragen äußerst sparsam bearbeitet. Nicht zufällig stammt eine der ersten maßgeblichen Studien zum Sleep-Banking, wie Dachsforscher flapsig sagen (Sleep: Rupp et al., 2009), aus einem Umfeld, das regelmäßig Schlaf raubt und gleichzeitig Leistung erfordert: aus dem Militär. Das interessierte sich überdies sehr früh für den Mechanismus, der es Zugvögeln erlaubt, tagelang ohne Schlaf zu fliegen, und vor allem die pharmakologische Substanz Modafinil (Aviation, Space, and Environmental Medicine: Lyons, French, 1991). Modafinil ist inzwischen die Standardmedikation gegen Narkolepsie. Die Sache mit den Vögeln ist nicht abschließend geklärt.

Schlafen gegen die Natur


Wann gesunde Dachse gut einschlafen und wie lange sie dann schlafen, hängt vor allem von zwei Faktoren ab: Von der inneren Uhr, also der Chronobiologie, und vom Gleichgewicht zwischen Wach- und Schlafphasen, etwas, was Forscher Homöostase (American Journal of Physiology: Daan et al, 1984) nennen. Wer beides ignoriert, schläft unweigerlich schlecht oder gar nicht.

Solange wir wach sind, baut sich das auf, was wir Schlafdruck nennen. Nur wenn der ausreicht, können wir eine ganze Nacht durchschlafen. Bei den meisten Dachsen dauert es ungefähr 16 Stunden, bis sie wieder einschlafen können. Natürliche Kurzschläfer brauchen etwas länger, Langschläfer kürzer.

Über den Schlafdruck hinaus wechseln sich Wachen und Schlafen einfach deshalb ab, weil die inneren Uhren, die unsere biologischen Rhythmen steuern, die richtige Zeit für beides vorgeben. Für den Schlaf ist der wichtigste Rhythmus der zirkadiane, der ungefähr (zirka) einen Tag (auf Latein "dies") dauert, ganz ähnlich wie der Rhythmus der Körperkerntemperatur. Von diesem 24-Stunden-Rhythmus her schlafen wir am besten in den drei bis vier Stunden, bevor die Körpertemperatur am tiefsten ist. Das passiert etwa zwischen zwei und vier Uhr morgens – bei Morgentypen früher, bei Abendtypen später. Deshalb sollten die 16 Stunden, die ein Dachs im Schnitt von Natur aus wach ist, am besten ein paar Stunden vor dem Temperaturtief enden. Denn solange unsere Körperkerntemperatur besonders hoch ist, schlafen wir nur schwer. Selbst wer übermüdet ist, kann dann kaum einschlafen, weshalb sich viele nachmittags vergeblich daran versuchen.

Unsere innere Uhr will den Mittagsschlaf


Ein kurzes Schläfchen – das klappt am besten mittags. Unter dem zirkadianen Rhythmus liegt nämlich noch ein kürzerer mit ungefähr vier bis fünf Stunden Periodenlänge. Das ist der Schlaf-Wach-Rhythmus der Dachsbabys und der Schwerkranken. Bei gesunden Dachsen zeigt er sich nur noch im Mittagstief. Genau dann schlafen Nachtschichtprofis vor einer Einzelnacht und ohne vollständigen Schlafdruck doch ein wenig vor. Und das funktioniert auch.

Im richtigen Leben und auf längere Sicht zehn Stunden im Bett zu bleiben wie die Dachse der Arnal-Studie, könnte allerdings fatale Folgen haben. Sobald der Schlafmangel ausgeglichen wäre, würde sich der Schlafdruck von Tag zu Tag später aufbauen, was geradewegs in eine Schlaf-Rhythmus-Störung führen könnte. Außerdem lagen die Versuchsdachse für eine Stunde Zusatzschlaf eine weitere wach im Bett. Auf Dauer wirklich keine gute Taktik. Fast alle schlafgestörten Dachse tun das nämlich auch, doch es verschärft ihre Erkrankung und hat sie häufig sogar ausgelöst.

Schlafen, wann es uns passt? Am Ende ist schon diese Idee aus Sicht der Schlafforschung eher ungesund. Wir werden schläfrig, wenn wir lange genug wach waren, wenn es Zeit ist, und wir uns nicht zwingen, wach zu bleiben. Schlaf lässt sich nicht bunkern und verprassen wie Geld. Wer gesund und gut schlafen will, sollte die natürlichen Schlafzeiten so oft wie möglich respektieren. Mal durchfeiern und dann müde sein? Klar. Das können wir. Die innere Uhr lässt das problemlos zu. Nur nicht auf Dauer.

(Quelle: Auszüge aus Zeit Wissen, 07/2017)

siehe auch: Schlafgestörte Depressive und Hypersomnie, Planeten malen zur Beruhigung


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