Was raus muss, muss raus. Pinnst Du schon?


Mal watt anjepinnt...


In Kreuzberg leben heißt Zettel lesen. 
Das ist eigentlich in ganz Berlin so, und wer da Kurioses sucht, der ist sicher im Blog https://www.notesofberlin.com/
ziemlich gut aufgehoben. 

Dem wollen wir hier auf keinen Fall Konkurrenz machen, können wir auch gar nicht, denn wir haben nicht die witzigen Zettel gesammelt, sondern einfach fotografiert, was da so ist. 

Da so - das ist eine Pinnwand, die in Kreuzberg 36, Nähe Görlitzer Bahnhof angebracht wurde. Von wem weiß der Geier, und unklar ist auch, ob die großen Werbeplakate dadurch geschützt werden sollen, die zuvor immer überklebt wurden, oder ob es vielmehr darum geht eine Konkurrenz - Verzeihung, Alternative - zu diesen zu etablieren. Wie dem auch sei, das Ding ist groß, und es bietet an jedem einzelnen Tag viel zu gucken. Für Dachse und Menschen. 

Es ist Kunst, ihr Pinner



So eine Wand ist eine große Collage aus Wünschen, Interessen und Meinungen, aus Dingen, die man teilen möchte. Im Grunde eine große, kollektive Kunsttherapie, ein Gemeinschaftsbild. Der soziologische Aspekt ist nicht von der Hand zu weisen, denn zweifelsfrei ist zu erkennen, wo und wann wir hier sind, und was die Gesellschaft umtreibt. Veranstaltungen, vergiftete Lebensmittel, Verdrängung im Kiez durch Großkonzerne, der Rechtsruck in Deutschland und der Welt und empfundene Überfremdung durch Touristen. 
Zugleich bringt sich hier auch noch jeder Pinner künstlerisch zum Ausdruck, inszeniert seine Aussagen. Mal rechtwinklig angeordnet, mit Farbe in Szene gesetzt, überklebt und was die Wand halt so hergibt. 
Alleine die verschiedenen Schriftarten, gedruckt, gestempelt, gemalt, geschmiert....
Fotos, Gegenstände, Text, 2D, 3D - diese Collage ist ein Fest.
Die Aussage "Die Zukunft kommt nicht, sie wird von uns gemacht" untermalt das Ganze. Das Bild kommt auch nicht, es wird auch von uns gemacht. 


Was jedem halt so wichtig ist...

Jede oder jeder fügt natürlich auch inhaltlich seine Prioritäten hinzu. Wenn er geschickt ist, mit künstlerischer Untermalung. Bei dem oder der einen ist es Jesus, der kritisch die Warnung vor dem Polizeistaat überblickt, ein*e andere*r klagt über Gifte in Lebensmitteln, ein*e Dritter*r findet, dass hier wohl eine kleine Schaufel für Katzenscheiße fehlt. Oder es ist ein Statement. Teilweise wird mit kurzen Andeutungen gearbeitet, in anderen Fällen werden komplette Pamphlete verfasst. Nicht ohne, dass jemand anderes sich berufen fühlt, Rechtschreibfehler zu korrigieren und handschriftlich seinen Senf dazu zu geben. Zusätzlich finden sich noch Gedichte, mit zeichnerischer Untermalung, Unterzeichnung sozusagen. 
Und die Möglichkeit an Ort und Stelle zu antworten, und so die eigene Handschrift in diesem Kunstgebilde zu hinterlassen. Etwa mit den Worten: "Nein Danke, Max." Da weiß der Max wenigstens, wo er dran ist, oder? 
Ziemlich ausgefeilt ist das Foto von der Pinnwand auf der Pinnwand. Beinahe surreal.  
Absolut klarer Fall, dass auch der Dachs zu der Prioritätenliste gehört. Naaaa, findest du den Dachs?


News noch dazu

Zugleich ist das Ding natürlich auch Zeitung,denn der Informationsaspekt fehlt keinesfalls. Es wird geladen zu "Day time activities" mit Cocktails in der Hand, also saufen schon am Nachmittag. Aber immerhin für einen guten Zweck, es danken die "Anarchist Activists" von den Philippinen. Weniger exotisch kommen Festival und Sperrgutmarkt daher, aber immerhin: Auch irgendwie mega-alternativ. 










Du fragst Dich, wo Du hier gelandet bist? Zu Recht. Aber es könnte der Beginn einer langen Kunsttherapie mit dem Dachs werden.






Kommentare

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