Der schuldbewusste Dachs


Die Kunst ist der Schamhaftigkeit ähnlich. Sie kann die Dinge nicht
direkt aussprechen. (Albert Camus)

Wer hat da am Vorhang gerissen???

Heute geht es um Abwehrmechanismen von Schuld- und Schamgefühlen am Beispiel des Dachses.
Abwehrmechanismen werden allgemein durch sogenannte Signalaffekte, wie Angst,
Scham und Schuld, im weitesten Sinn durch Unlust, ausgelöst. Dabei haben die Abwehrmechanismen
allgemein die Funktion, eine traumatisierende Überstimulierung des Selbst zu verhindern.

Scham - was ist das?

Scham wird als Senkung des Selbstwertgefühls empfunden und senkt zugleich die Fähigkeit, eigenverantwortlich Handeln zu können. Das Subjekt schämt sich im Erlebnis des Rückschlags seines Handelns seiner selbst.
Eine moralische Norm ist vom Subjekt selbst oder von einem Interaktionspartner verletzt worden. Durch die handlungsbremsende Verletzung einer moralischen Norm ist nicht das Über-Ich, sondern die Ich-Ideale betroffen.

Scham, die für viele Menschen den Affekt darstellt, den sie am liebsten vermeiden würden, stellt eine grundlegende Motivation für die Nichtanerkennung dar. Die Gefühle von Minderwertigkeit und Wertlosigkeit, zusammengefasst in einem Gefühl eines Defektes oder Makels, müssen aus dem Bewusstsein verbannt werden.

Wie man es macht, macht man es falsch!

Jedes Individuum entwickelt gegenüber der Scham gewisse Anpassungsstrategien, die genauso
wichtig sind wie die Scham selbst. Der Moment,
in dem wir Scham erfahren, führt uns zu einer wichtigen psychologischen Weggabelung, die
darin besteht, wie wir mit diesem Moment umgehen. Die Art und Weise, wie wir mit Schamgefühlen
umgehen, verweist damit auf unsere grundlegende Charakterstruktur und unsere
gesamte Persönlichkeit. Für viele Menschen fühlt sich fast jedes andere Gefühle angenehmer
an als Scham. Daraus ergibt sich, dass die Abwehr der Scham eine zentrale Rolle einnimmt
und u.a. auch bestimmt, welchen Situationen wir uns aussetzen und welche wir vermeiden. 

Strategie 1: Wusch, nix wie weg


Rückzug ist in unserer Gesellschaft oft ein legitimes Mittel, um sich der Scham und Schande
zu entziehen. Darüber hinaus stellt der Rückzug für die Betroffenen auch einen Schutz vor
den Blicken derjenigen dar, vor denen Scham empfunden wurde. 
Der Dachs setzt sich hinters Sofa. Dort bleibt er einsam und allein. 

Strategie 2: Tralalala, ich leb' mein Leben....


Manche bedienen sich dann der Vermeidungsstrategie, um Scham zu entgehen. Auf dieser Seite finden wir viele Individuen, die Substanzabusus betreiben, sich der plastischen Chirurgie bedienen, um scheinbare körperliche Makel auszugleichen, oder die sich defensiv in hedonistische Aktivitä-
ten flüchten. So gesehen stellt der Hedonsimus u.U. nicht einfach nur die Suche nach Spaß
dar, sondern vielmehr eine Möglichkeit, chronische Scham und Stress zu bewältigen.  Die Gefühle von Minderwertigkeit und Wertlosigkeit, zusammengefasst in einem Gefühl eines Defektes oder Makels, müssen aus dem Bewusstsein verbannt werden.Die andere Strategie besteht darin, neue Ebenen der Kompetenz und Fähigkeiten zu erobern, um über die Tatsache hinwegzutäuschen, dass darunter ein tief empfundener Mangel herrscht. Dieses Zurschaustellen und die damit verbundene Konkurrenz können zu Strategien werden, die den äußeren und inneren Beobachter und Kritiker ablenken sollen. 

Der Dachs bestellt sich ein opulentes Mahl und eine gute Flasche Wein beim Lieferservice, liest ein wichtiges Fachbuch und postet ein paar kompetente Statements auf Facebook. War was mit Vorhang?!

Strategie 3: Wie, was Vorhang, ihr habt mich doch in diese Situation gebracht, ihr fiesen Deppen... 


Eine andere Strategie der Schamabwehr stellt die Aggression dar, die sich, gegen andere oder gegen das eigene Selbst richten kann. Das entlastet denjenigen zwar auf eine Art, führt aber auch häufig dazu, dass aggressives Verhalten andere abschreckt und der Wütende isoliert wird. Um in diese Strategie zu verfallen, andere anzugreifen, müssen mehrere Bedingungen erfüllt
sein: Das Individuum muss sich in einem so tiefgreifenden Maße bedroht fühlen, dass sein
Selbstwertgefühl reduziert wurde. Und: Die Person muss in einer familiären Atmosphäre aufgewachsen sein, die es erlaubt, oder sogar gefordert hat, dass der Angriff des anderen eine legitime Form ist, mit einer solchen Bedrohung umzugehen. 

Der Dachs faucht zurück. "Ja, ich bin  nicht perfekt, guck Dich doch mal an, und nerv nicht kchchchch"

Strategie 4: Ich Idiot...


Einige bedienen sich der Strategie, sich selber anzugreifen und anzuklagen nach dem Motto des  Im
positiven Sinne bedeutet, sich selber anzugreifen, in peinlichen Situationen einen Witz über
uns selber zu machen oder mit einem kleinen Lachen über unseren „peinlichsten Moment im
Leben“ zu sprechen. Die „dunkle“ Seite dieser Form der Selbstangriffe besteht in einer Art von Masochismus. Für manche Menschen ist es so wichtig, eine stabile Verbindung zu bestimmten anderen aufrechtzuerhalten, dass sie bereit sind, Schamgefühle zu akzeptieren und damit masochistische Verhaltensweisen an den Tag legen. Die konventionelle Form des Masochismus sieht ihn als ein System von interpersoneller Aktivität an, in dem eine Person eine Art Befriedigung darin
empfindet, von jemand anderem dominiert zu werden, sogar bis hin zu Grausamkeit und
Schmerz. 

Der Dachs lässt sich zur Schnecke machen. 

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